„Einfach besser bauen“: Das diesjährige Ettersburger Gespräch wendet sich mit 15 Forderungen an die Politik und sieht sich gleichzeitig in der Selbstverpflichtung, einfacher und nachhaltiger und besser zu bauen.
Zum 16. Ettersburger Gespräch am 12. und 13. September 2024 stellten sich die Expertinnen und Experten aus Planung, Politik, Bau-, Immobilien- und Wohnungswirtschaft den aktuellen Herausforderungen der Bauwirtschaft: Wohnraumbedarf, Ressourcenknappheit, gestiegene Baukosten und komplexe Bauvorschriften. Die aktuelle Situation im Bausektor verlangt nach einem grundlegenden Wandel hin zu einem verantwortlichen, wirtschaftlichen und qualitätsorientierten Bauen. Mit den 15 Forderungen setzt das Ettersburger Gespräch 2024 klare Impulse für ressourcenschonendes und kostenbewusstes Bauen. Es ist ein Aufruf an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft. Die Ingenieurkammern wurden durch Dipl.-Ing.Univ. Dieter Räsch, Vorstand der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, vertreten.
Einfach: Robust, innovativ und normenreduziert und damit kostengünstiger bauen
Einfach bauen setzt auf robuste und kompakte Bauweisen, die weniger Energie und Ressourcen verbrauchen und kostengünstiger sind. Kompakte Bauwerke und Nachverdichtung sind dem flächenintensiven Neubau vorzuziehen. Ziel ist es, flexible, multifunktionale und langlebige Bauwerke zu schaffen, die sich leicht an neue Anforderungen anpassen lassen und durch trennbare Konstruktionen die Kreislaufwirtschaft unterstützen:
- Konkretisierung des Gebäudetyps „e“ für alle Bauwerke und Reduzierung der materiellen Anforderungen
- Bauwerke bei Errichtung und Erhaltung auf lange Nutzungsdauer auslegen
- Nutzungsflexibilität als zentraler Planungsparameter
- Kreislauffähigkeit durch trennbare Konstruktionen und Wiederverwendung von Materialien.
- regionale Materialien und Bauweisen fördern.
Besser: Ganzheitliches branchenübergreifendes Handeln und kreative Kompetenz
Planungs- und Bauprozesse sollen durch technischen Fortschritt und Digitalisierung nachhaltiger werden und ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken selbstverständlich sein. Durch datengestützte Planung, digitalisierte Genehmigungen und modellbasiertes Bauen werden Effizienzpotenziale genutzt und individualisierte Lösungen möglich:
- Nutzung der Phase Null zur Bedarfsanalyse und Bildung von Allianzen
- Systematische Dokumentation von Bauprojekten für eine erfolgreiche Betriebsphase Phase Zehn
- modellbasiertes Planen und Bauen mit einheitlicher Schnittstelle
- digital unterstützte Bauweisen müssen auch auf eine neue Ästhetik und Schönheit zielen
- mehr Investitionen in Infrastruktur – in Straßen, Schienen, Brücken und Wohnraum
Bauen: Ressourcen- und flächeneffizientes Bauen mit hoher Gestaltqualität
Im Fokus steht die Reduktion von CO2-Emissionen entlang der gesamten Bauwertschöpfungskette. Das Bauen mit dem und im Bestand sowie der Einsatz von Recyclingmaterialien sollen gefördert und das Abfall- und Produktrecht vereinfacht und die Klimaneutralitätsziele der EU schneller erreicht werden:
- Bauwerke über ihren Lebenszyklus ganzheitlich bewerten
- Reduktion und Minimierung von CO2-Emissionen in allen Bauphasen Emissionen auf einheitlicher Grundlage kompensieren
- Kreislaufwirtschaftsgesetz zielorientiert erneuern und Recyclingbaustoffe stärker fördern
- Energie- und die Klimaschutzpolitik bedürfen einer konsequenten Neuausrichtung auf einen CO2-Reduktionspfad und nicht wie bisher, einer Orientierung an Energieeffizienzforderungen.
„Einfach besser bauen“ betont die Notwendigkeit des grundlegenden Wandels in der Bauwirtschaft. Ziel ist es, ökologisch, sozial und wirtschaftlich bessere Lebensverhältnisse zu schaffen. Das Strategiepapier stellt klare Forderungen und Perspektiven für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Planen und Bauen und setzt damit einen wichtigen Impuls für die Baukultur in Deutschland.
Dipl.-Ing. Univ. Dieter Räsch, Mitglied des Vorstands der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, nahm für die Kammern an der Tagung teil:
„Mit den 15 Forderungen setzt das Ettersburger Gespräch 2024 klare Impulse für ressourcenschonendes und kostenbewusstes Bauen. Es ist ein Aufruf an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft.“
Über das Ettersburger Gespräch
Das jährliche Ettersburger Gespräch der Bundesstiftung Baukultur, des Fördervereins und ihrer Partner ist ein exklusiver, branchenübergreifender Erfahrungsaustausch zwischen Entscheidungsträgern der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, der Architektur, des Ingenieurwesens, der Kommunalverwaltung und Politik zu aktuellen Herausforderungen der Branche. Das Ettersburger Gespräch bietet Raum für den Austausch zu konkreten Praxisbeispielen aus den verschiedenen Perspektiven der Planung und Ausführung, der Bauherrinnen und Bauherren und formuliert Handlungsempfehlungen. Es fand in diesem Jahr am 12. und 13. September auf Einladung der Bundesstiftung Baukultur und ihres Fördervereins auf Schloss Ettersburg bei Weimar statt.
Headerfoto (c) Axel Clemens
Porträtfoto Räsch (C) Tobias Hase