Die Coronakrise trifft Ingenieurbüros bislang weniger hart als befürchtet. Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. 58 Prozent der befragten Kammermitglieder spüren derzeit negative Folgen der Corona-Pandemie. 54 Prozent erwarten in den kommenden 12 Monaten einen Rückgang der Aufträge.
Zu diesem Ergebnis kommt die zweite deutschlandweite Umfrage von Bundesarchitekten- und Bundesingenieurkammer. Im Juni 2020 gaben dabei 58 Prozent der befragten Ingenieurbüros an, negative Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Bei der ersten Erhebung im April 2020 waren es noch 75 Prozent. „Insgesamt scheint die Situation derzeit für den überwiegenden Teil der Planungsbüros weniger dramatisch zu sein, als befürchtet. Aber dennoch ist jetzt nicht der Zeitpunkt, sich entspannt zurückzulehnen“, sagte dazu der Präsident der Bundesingenieurkammer, Hans-Ullrich Kammeyer. Zugleich warnte er davor, dass die Planungsbüros die Krise zeitversetzt noch stärker treffen könnte.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Kammermitglieder erwartet einen Rückgang der Aufträge in den kommenden zwölf Monaten – bezogen vor allem auf gewerbliche und öffentliche Auftraggeber. Der Präsident der Bundesingenieurkammer lobte erneut ausdrücklich die bisherigen Hilfsmaßnahmen von Bundesregierung und Ländern. Er betonte aber auch: „Ingenieurinnen und Ingenieure stehen bereit und wollen ihren Teil dazu beitragen, den Konjunkturmotor wieder in Gang zu bringen. Allerdings brauchen sie dafür die erforderlichen verlässlichen Rahmenbedingungen. Daher muss jetzt alles dafür getan werden, um die Zukunft der planenden Berufe über die kommenden Monate hinaus zu sichern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass dringend benötigte Infrastruktur- und Hochbauprojekte nicht ins Stocken geraten und der Klimaschutz weiter vorangetrieben wird.“
Erforderliche Maßnahmen aus Sicht der Bundesingenieurkammer sind u.a.:
- Stärkung der öffentlichen und gewerblichen Auftraggeber, damit Aufträge trotz der Coronakrise weiter ausgelöst werden können. Genehmigungen, Zahlungsflüsse, etc. müssen gewährleistet bleiben.
- Finanzielle Hilfen von Bund, Ländern und Gemeinden müssen auch für diejenigen zur Verfügung stehen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von den Auswirkungen der Krise betroffen sind.
- Förderbedingungen müssen an die konkreten Bedarfe der jeweiligen Berufsstände angepasst werden.
Die zweite Online-Umfrage fand vom 22. bis 28. Juni 2020 statt und wurde gemeinsam von Bundesingenieurkammer und Bundesarchitektenkammer bei dem Marktforschungsunternehmen Reiß & Hommerich in Auftrag gegeben. In die Datenanalyse flossen Angaben von 5.551 Befragten ein. Eingeladen waren alle selbstständig tätigen Mitglieder der Architekten- und Ingenieurkammern der Länder. Die Umfrage soll in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, um die Politik mit ausreichend validem Datenmaterial zu unterstützen.