Die Digitalisierung ist ein zentraler Baustein, um auf den aktuellen Veränderungsdruck im Bauwesen effizient und nachhaltig zu reagieren. Der gesamte Bausektor hat hier noch großes Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Building Information Modeling (BIM), das Nutzen von digitalen Zwillingen oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändert das Planen und Bauen. Bei Hochbauprojekten des Bundes wird seit 2023 die digitale Planungsmethode Building Information Modeling verbindlich vorgeschrieben. Bei Infrastrukturprojekten erfolgt dies stufenweise.
Die Bundesingenieurkammer begleitet die fortschreitende Digitalisierung des Planungswesens zum einen auf politischer Ebene. Über Initiativen und eigene Maßnahmen unterstützt sie zum anderen die Förderung des BIM-Einsatzes im Arbeitsalltag der Ingenieurbüros. Zudem bringt sie sich über die Datenschnittstelle di.BAStAI aktiv in das digitale Bauantragsverfahren bei Kommunen und Landesbehörden ein.
Politik
Neben dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr begleiten auch das Bundeswirtschafts- und das Bundesbauministerium die Digitalisierung des Bauwesens durch Building Information Modeling. Unter dem Aspekt „Digitalisierung des Mittelstandes“ initiiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mehrere Fördervorhaben. Mittel- und langfristig sollen die im Planungswesen vorrangig vertretenen kleinen und mittelgroßen Büros in die Lage versetzt werden, BIM und weitere digitale Instrumente gewinnbringend einsetzen zu können.
Masterplan BIM für Bundesbauten
Der Masterplan BIM für Bundesbauten formuliert die grundsätzliche Strategie zur Einführung der Methode Building Information Modeling für die Bundesbauten. Er gilt als das grundlegende Startsignal für die stufenweise obligatorische Anwendung von BIM in Bundesbauten während des gesamten Lebenszyklus.
Mit der verbindlichen Einführung von BIM Mitte 2023 (Level I) und Mitte 2024 für sehr große Baumaßnahmen (Level II) möchte der Bund als öffentlicher Bauherr die Digitalisierung im Planen, Bauen und Betreiben bei Bundesbauten forcieren. Ziel ist auch, die Nutzung von BIM in der Wertschöpfungskette BAU insgesamt zu beschleunigen. Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) veröffentlichten 2021 eine ergänzende Umsetzungsstrategie. Sie ist Bindeglied zwischen dem Masterplan und weiteren BIM-Implementierungsschritten.
Masterplan BIM Bundesfernstraßen
Der Masterplan BIM im Bundesfernstraßenbau umfasst die Zielsetzung und Implementierung. Die BIM-Methode soll bei der Autobahn GmbH und den Auftragsverwaltungen der Länder in drei Phasen bis 2025 stufenweise eingeführt werden und in einem BIM-Regelprozess münden:
– In der ersten Phase werden seit 2021 die Grundlagen geschaffen, damit BIM nach einheitlichen Standards eingeführt werden kann.
– In der zweiten Phase wird BIM nach und nach in allen Niederlassungen und Standorten der Autobahn GmbH sowie bei den Ländern eingesetzt.
– In der dritten Phase soll BIM als neuer Regelprozess bei allen Projekten angewendet werden.
Parallel zur Umsetzung des Masterplans werden vom Ministerium fortlaufend neue, bundesweit einheitliche Rahmendokumente für die Projektarbeit mit BIM erarbeitet.
Lenkungsgruppe BIM Bundesfernstraßen
Die Lenkungsgruppe BIM Bundesfernstraßen (LG BIM) steuert und koordiniert den Prozess zur Implementierung der BIM-Methode auf der Bund-Länder-Ebene. In der LG BIM sitzen Vertreter des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und der Länderministerien sowie der Autobahn GmbH und der DEGES.
Partner der LG BIM sind Vertreter von Kammern, Verbänden, Hochschulen und weiteren Organisationen wie z. B. BIM Deutschland. Die Partner beraten die LG BIM und bringen ihre Fachexpertise ein. Sie haben die Möglichkeit, in autarken Projektteams BIM-Standards zu entwickeln und zu etablieren. Am Ende des Prozesses soll ein bundesweiter einheitlicher Rahmen für die BIM-Methode bei Bundesfernstraßen stehen.
Die Bundesingenieurkammer ist Partner der LG BIM und bringt sich mit dem Fachwissen der planenden Berufe aktiv in den Gesamtprozess ein.
BIM-Portal des Bundes
Das BIM-Portal des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) wurde 2022 ins Leben gerufen. Es soll zukünftig den öffentlichen Auftraggeber bei der Definition von Informationsbedarfen und den Auftragnehmer bei der qualitätsgesicherten Lieferung von digitalen Bauwerksmodellen unterstützten.
Hierzu zählen Angaben, wer, wann, in welcher Detailierung und in welchem Format die angeforderten Daten liefern wird. Auf Grundlage dieser Daten kann der Auftraggeber seine Prozesse steuern und notwendige Entscheidungen treffen. Das Portal ist Teil der Initiative „Kompetenzzentrum BIM Deutschland“. Das Zentrum wird von einem Expertenbeirat unterstützt, in dem die Bundesingenieurkammer vertreten ist.
Darüber hinaus ist die BIngK im Aufsichtsrat der planen-bauen 4.0 GmbH vertreten. Planen-bauen 4.0 war in der ersten Projektlaufzeit Konsortialführer für das Kompetenzzentrum BIM Deutschland.
Initiativen und Aktivitäten im Überblick
Fortbildung: BIM Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern
Seit 2021 bieten die Planerkammern Vertiefungslehrgänge zur BIM-Methode an. Die BIM-Basiskurse wurden bereits 2018 erfolgreich eingeführt. Um den Herausforderungen der Digitalisierung adäquat begegnen zu können, starteten die Ingenieur- und Architektenkammern der Länder schon frühzeitig Fortbildungsmaßnahmen. Gemeinsamen haben sich Bundesingenieurkammer und Bundesarchitektenkammer hierzu auf die Einführung des „BIM Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern“ verständigt.
Auf Basis der Richtlinie VDI/buildingSMART 2552-8.1/8.2 wird ein gemeinsames Curriculum angeboten. Anhand dessen können die Bildungsinstitutionen der Länderkammern die Berufsträger qualitativ hochwertig und damit zukunftssicher fortbilden.
Auch der ZDB bietet gemeinsam mit BAK und BIngK Fortbildungen nach dem „BIM Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern“ an. Die Planenden und die Bauausführenden können so von Anfang an in der BIM-Methodik geschult werden, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und dem kooperativen Ansatz weiter mit Leben zu füllen.
Digitale Verwaltung: di.BAStAI, die digitale bundesweite Auskunftstelle
di.BAStAI (digitale bundesweite Auskunftstelle der Architekten- und Ingenieurkammern) ist eine Schnittstelle, die im Zuge der Digitalisierung des Baugenehmigungsverfahrens von den 29 Planerkammern eingerichtet wurde. Auch beim digitalen Bauantrag muss eine Überprüfung der Berufsverzeichnisse und Listen der Architekten- und Ingenieurkammern erfolgen, um festzustellen inwieweit der Entwurfsverfasser qualifiziert und damit zur Antragsstellung berechtigt ist.
Über die Schnittstelle di.BAStAI können die unteren Bauaufsichtsbehörden nun unkompliziert, schnell und kostenfrei überpüfen, ob die im Antrag angegebene Mitgliedsnummer mit der Eintragung in den Kammerlisten übereinstimmt.
Im Rahmen des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum wurde di.BAStAI im Bündnispapier als gemeinsam beschlossene Maßnahme aufgenommen.
Ziel der nächsten Jahre ist es, die Nutzung von di.BAStAI schnell und flächendeckend voranzutreiben. So werben die Initiatoren mit einem eigens konzipierten Flyer für die Datenbank. Entscheider und Mitarbeitende der unteren Bauaufsichtsbehörden und in der öffentlichen Verwaltung sowie die Politik auf Kommunal- und Landesebene sollen mit dem Flyer auf di.BAStAI aufmerksam gemacht werden.
Broschüre „BIM-Start für Ingenieurbüros“
Die Bundesingenieurkammer wendet sich mit der Broschüre „BIM-Start für Ingenieurbüros“ insbesondere an kleine und mittelgroße Organisationen, die bisher keine oder wenig Erfahrung mit BIM sammeln konnten.
Sie bietet einen ersten Überblick und informiert über mögliche erste Schritte, um BIM einzuführen. So werden grundlegende Themenfelder erläutert, wie BIM-Prozesse, Aufgaben, Handlungspläne, Honorierung, Software sowie Fort- und Weiterbildung.
Ergänzend zur BIM-Broschüre wurden BIM-Praxisbeispiele zu Anschauungszwecken durch Mitglieder der Ingenieurkammern bereitgestellt.
Neben dem Download der Broschüre, kann diese auch kostenfrei über die Ingenieurkammern bezogen werden.
Nachwuchswettbewerb „Auf IT gebaut“
Die RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum zeichnet jährlich mit dem Wettbewerb „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft“ die besten Bautalente aus. Seit über 20 Jahren werden in diesem Nachwuchswettbewerb innovative, praxistaugliche und natürlich digitale Lösungen gesucht. Auszeichnungen werden in den Kategorien Handwerk und Technik, Baubetriebswirtschaft, Bauingenieurwesen und Architektur vergeben. Zudem wird ein „Sonderpreis Start-up“ verliehen.
Der Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und wird von zahlreichen Verbänden, Institutionen und namhaften Unternehmen der Bauwirtschaft unterstützt.
Die Bundesingenieurkammer gehört zu den Auslobern des Preises und ist Teil der Jury.
Forschungsprojekt BIMKIT
Dreieinhalb Jahre forschte ein Projektteam intensiv an der automatisierten Erstellung von digitalen Zwillingen mittels Künstlicher Intelligenz. Das Projekt BIMKIT wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des „Innovationswettbewerbs Künstliche Intelligenz“ gefördert. Beteiligt am Forschungskonsortium waren Partner aus Wissenschaft und Industrie.
BIMKIT ist der Frage nachgegangen, wie vorhandene 2D-Pläne, Bilder, Punktwolken oder Textdokumente mittels künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet werden können. Bis zum Projektende im Sommer 2024 sind insgesamt 50 einzelne und miteinander kompatible Dienste entwickelt worden.
Das BIMKIT-Ökosystem basiert auf der GAIA-X-Referenzarchitektur. Damit ist es möglich, sensible Daten sicher zu verarbeiten, bestehende und neue digitale Dienste einfach zu vernetzen und später weitere Dienste und Daten verlässlich zu integrieren.
Die Bundesingenieurkammer hat das Forschungsvorhaben BIMKIT als assoziierter Partner und als Teil des Beirates über die gesamte Projektdauer begleitet. Weitere Projektinformationen erhalten Sie hier
planen-bauen 4.0 GmbH
„planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH“ wurde von Verbänden und Institutionen gegründet. Sie hat die Aufgabe, die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette BAU in Deutschland zu unterstützen.
So ist die Gesellschaft ein wesentlicher Akteur von BIM Deutschland und des BIM Portals des Bundes. Experten aus allen Bereichen des Bauwesens arbeiten auf diesen Plattformen gemeinsam an Standards, Arbeitshilfen, Aus- und Weiterbildungskonzepten sowie Strategien für die Nutzung von BIM. Die BIngK ist mit Dr. Markus Hennecke im Beirat von BIM Deutschland vertreten.
Die Bundesingenieurkammer ist Gründungsmitglied und hat einen Sitz im Aufsichtsrat von planen-bauen 4.0. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Digitalisierung der Bundesingenieurkammer, Dipl.-Ing. Markus Kramer, ist aktuell Aufsichtsratsmitglied.
Weiterführende Informationen
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