BKV: Länderkammern tagen zu aktuellen Entwicklungen

BKV in Stuttgart

BKV: Länderkammern tagen zu aktuellen Entwicklungen

BKV: Länderkammern tagen zu aktuellen Entwicklungen 2560 1440 Bundesingenieurkammer

In Stuttgart drehte sich zwei Tage vom 5. bis 6. Oktober 2023 alles um das Ingenieurwesen und dessen aktuelle wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen. Zwei Mal im Jahr findet turnusmäßig die Bundesingenieurkammer-Versammlung (BKV) statt. Dann treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der Landeskammern mit der Bundesingenieurkammer um die Tätigkeitsschwerpunkte der nächsten Monate und Jahre abzustimmen.

Traditionell bildete die Abendveranstaltung am Vortag, zu der die Ingenieurkammer Baden-Württemberg eingeladen hatte, den Auftakt der Herbsttagung. Interessierte konnten vorher am Nachmittag an einer Besichtigung des Großprojektes Stuttgart 21 teilnehmen – ein Angebot, das zahlreich angenommen wurde.

Bericht des Präsidenten: Politischer Austausch läuft auf Hochtouren
Die wirtschaftliche Lage der Bauwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die planenden Berufe war eines der zentralen Themen im Bericht des Präsidenten. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen im Bausektor gab und gibt es zahlreiche politische Initiativen, an denen die Bundesingenieurkammer mitwirkt.

Der Wohnungsbaugipfel des Bundeskanzlers am 25. September 2023 stand medial im Mittelpunkt, an dem auch BIngK-Präsident Dr. Heinrich Bökamp teilgenommen hat. Die Bundesingenieurkammer vertritt kontinuierlich die am Bauwesen beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure im „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ von Bundesbauministerin Geywitz. Viele der Punkte des Maßnahmenpakets wurden in den letzten Wochen und Monaten zwischen Wirtschaft und Politik ausgehandelt. Doch es bleibt abzuwarten, ob die neu bereitgestellten Gelder und Steuererleichterungen den „Baumotor“ soweit hochfahren, dass der dringend benötigte Wohnraum im entsprechenden Umfang geschaffen wird.

BIngK-Präsident Bökamp betonte erneut, dass es grundlegend erforderlich ist, in den nächsten Wochen und Monaten wieder für Planungssicherheit und Vertrauen bei Geldgebern zu sorgen. Den Ländern und der im November stattfindenden Bauministerkonferenz der Länder fällt dabei, so Bökamp, eine zentrale Rolle zu.

Weitere Initiativen, an denen die Bundesingenieurkammer aktuell intensiv mitwirkt, sind u. a. „Runder Tisch serielles Bauen“, „Holzbauinitiative der Bundesregierung“ und „Digitaler Gebäuderessourcenpass“. Zudem gehört die Bundesingenieurkammer dem neugegründeten Beirat der Bundesstiftung Bauakademie an.

Lucio Blandini, Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) Universität Stuttgart

Den Auftakt der BKV bildete ein Vortrag von Professor Lucio Blandini, Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) Universität Stuttgart. Er hob die Bedeutung der Forschung in diesem Gebiet vor den aktuellen Herausforderungen der Bauwende hervor.

Das ILEK vereinigt in Forschung und Lehre Architektur mit Bauingenieurwesen. Auf der Grundlage einer interdisziplinären Vorgehensweise befasst sich das Institut mit der konzeptionellen und werkstoffübergreifenden Entwicklung von allen Arten von Bauweisen, Gebäudehüllen und Tragstrukturen.

Der Vortrag war Impuls für die spätere Diskussion zur Weiterentwicklung des Ingenieurwesens und des Berufbildes.

Auftragswertberechnung: BKV stimmt für koordiniertes Vorgehen
Nicht nur die öffentlichen Auftraggeber fühlen sich nach der Streichung von § 3 Abs. 7 Satz 2 Vergabeverordnung (VgV) von der Bundespolitik im Stich gelassen, sondern auch die planenden Berufe. Denn die vermeintlich klarstellenden Erläuterungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur Bewältigung der Herausforderungen nach der – aus Sicht der BIngK vollkommen unnötigen – Streichung des § 3 Abs. 7 S. 2 VgV tragen nicht zur Rechtssicherheit der Vergabe bei.

Die Bundesingenieurkammer spricht sich dafür aus, den alternativen Ansatz der Verordnungsbegründung umzusetzen:  Dieser sieht die Ausschreibung eines gemeinsamen Bauauftrages vor, um die höheren Schwellenwerte der Ausführung nutzen zu können und die anschließende losweise Vergabe der Planungsleistungen. ­­­­­­­­­

Vorsitzende des Arbeitskreises (AK) Vergabe der Bundesingenieurkammer, Dr.-Ing. Werner Weigl

Der Vorsitzende des Arbeitskreises (AK) Vergabe der Bundesingenieurkammer, Dr.-Ing. Werner Weigl, macht jedoch deutlich, dass das Bundeswirtschaftsministerium vor dem Hintergrund des noch immer nicht abgeschlossenen EU-Vertragsverletzungsverfahrens wohl keine weitergehenden Erläuterungen dazu abgeben werde.

Die BKV verabschiedete deshalb mit großer Mehrheit ein koordiniertes und konzertiertes Vorgehen, um der fehlenden Rechtssicherheit und den vielen nun drohenden zusätzlichen europaweiten Ausschreibungen, die unverhältnismäßig aufwändig sind, zu begegnen.

Gelungene Harmonisierung: einheitliche berufsrechtliche Anforderungen
Ziel der Länderkammern ist es seit längerem, berufsrechtliche Anforderungen bundesweit zu vereinheitlichen. Eine solche Harmonisierung ermöglicht eine schnellere und unbürokratischere Anerkennung in den einzelnen Bundesländern und vereinfacht die Berufsausübung erheblich. In Stuttgart wurde die Diskussion nun abgeschlossen: Die BKV sprach sich mehrheitlich für einheitliche Anforderungen an Brandschutz-Nachweisberechtigte aus. Die Arbeitsgruppe Brandschutz des AK Listenharmonisierung der Bundesingenieurkammer, unter Leitung von Dipl.-Ing. Udo Kirchner, erarbeitete in den letzten Monaten ein Profil, das nun einheitlich in der Musterbauordnung aufgegriffen werden sollte.

Die BKV beschloss, der Bauministerkonferenz dieses Vorgehen vorzuschlagen. BIngK-Präsident Bökamp bedankte sich abschließend bei Dr.-Ing. Frank Rogmann, Vorsitzender des AK Listenharmonisierung der Bundesingenieurkammer, für die erzielten Ergebnisse und die Standhaftigkeit: Denn 16 Ingenieurkammern zu einer Harmonisierung ihrer gewachsenen Berufsbilder zu bewegen, war kein leichtes Unterfangen.

Stempel Qualifizierte Vergabeberaterin Qualifizierter Vergabeberater

Vereinheitlichung beim Design: Das Stempeldesign für die „Qualifizierte Vergabeberaterin“ bzw. den „Qualifizierten Vergabeberater“ wird auf Initiative der Ingenieurkammer-Bau NRW künftig vereinheitlicht.

Stephan Engelsmann, Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg

Plädoyer für gemeinsamen Forderungskatalog

Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, verwies in seiner Begrüßungsrede zur Abendveranstaltung auf die Bedeutung und lange Tradition des Ingenieurstandorts Stuttgart und Baden-Württemberg. Das Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Praxis habe sich in der Region seit Jahrzehnten etabliert.

Vor dem Hintergrund des Wohnungsbaugipfels unterstrich er die wirtschaftlich wichtige Aufgabe der Länder, die nun die beschlossenen Maßnahmen umsetzen müssen. Er forderte die Teilnehmer der BKV auf, vereint ihre Forderungen an die Politik im Vorfeld der Bauministerkonferenz zu formulieren.

Abschließend ging er auf die Ingenieurbaukunst des Veranstaltungsortes „CUBE“ ein. Der Glaskubus wurde maßgeblich von Werner Sobek konzeptioniert und bot einen beeindruckenden Blick auf die abendliche Stuttgarter Skyline mit dem „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“, dem Stuttgarter Fernsehturm.

72 BKV in Stuttgart

Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg ermöglichte es den BKV-Teilnehmer am Vortag das Großprojekt Stuttgart 21 zu besichtigen. Das Angebot wurde zahlreich angenommen.

Fotos des Rundgangs und der Veranstaltunge finden sich hier.

Fotos: © Bundesingenieurkammer

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